Das schöpferische Gen freilich bedarf der empathischen Förderung – und die darf auch gerne einmal eine Forderung sein! Die für Heike Linnemann entscheidende Begegnung war hier sicherlich die mit Markus Lüpertz. Der Maler, Grafiker (und Bildhauer) spielte die besagte Doppelrolle für ihre Kunst als bewundertes Vorbild nicht nur beim Besuch in Galerien und Museen, sondern, weitaus wesentlicher und prägender, in der persönlichen Begegnung. Aus zunächst nur gelegentlichen Ferienkursen entwickelte sich eine förmliches Verhältnis von Meister und Schülerin.

Markus Lüpertz ist eine der bekanntesten Künstlerpersönlichkeiten der Gegenwart: Diesen Rang verdankt er nicht zuletzt der Entschiedenheit, in der er in Zeiten einer allgemeinen Medienbegeisterung in den Künsten unerschütterlich am Wert der Malerei festgehalten hat: „Es gibt nichts Neues in der Malerei, es gibt nur neue Maler“, so formulierte er es einmal sehr pointiert. Damit ist auch gemeint, dass einmal gefundene künstlerische Möglichkeiten damit nicht abgearbeitet sind, sondern stets der neuen, lebendigen Interpretation bedürfen. Für Lüpertz war es die Dimension der Expressivität, die in so vielen Gestaltwandlungen die Kunst seit 1900 geprägt hat, und seit den frühen 1960ern zur zentralen Achse seines vielgestaltigen eigenen Schaffens wurde. Mit welcher Nonchalance er dabei vorgeht, lässt der Titel ahnen, den er einmal einer Veröffentlichung der Galerie Springer (Berlin) gab: „Und ich, ich spiele“.

Das Erbe des Expressiven produktiv weiter zu entwickeln, ist auch für Heike Linnemann Verpflichtung – wie ebenso die Überzeugung des Lehrers, dass das Menschenbild auch in der Moderne zu den zentralen Anliegen der Kunst gehören kann, ja muss.